- Aus banalen Nachlöscharbeiten wurde Zimmerbrand - LA verloren
(js) Osnabrück (Niedersachsen). Unter dem Stichwort Gebäudebrand wurde der Löschzug und die zuständige FF zu einer englischen Kaserne alarmiert.
Außen konnte an der Soldatenunterkunft, die in etwa 10 x 60m groß und dreigeschossig war, weder Feuer noch Rauch festgestellt werden. Alle Einwohner standen auf dem Parklatz, ein akustischer Feueralarm war deutlich wahrnehmbar. Der erste Angriffstrupp und ein Drucklüfter wurden bereitgestellt. Zur Erkundung ging ein englischer Offizier mit C-Dienst und einem Gruppenführer in den Treppenraum und erläuterte auf englisch, dass es in einem Badezimmer gebrannt hatte, das Feuer aber gelöscht sei. Im 2. OG zeigte er uns einen Trockenraum, in dem mehrere Bekleidungsstücke gebrannt hatten, aber durch die Vornahme eines Wandhydranten gelöscht worden waren. Im 2. und 3. OG war eine leichte bis moderate Rauchentwicklung festzustellen.
Daraufhin wurde ein Angriffstrupp, mit Brechwerkzeug und Kübelspritze ins 2. OG beordert und der Drucklüfter in Betrieb genommen. Der Angriffstrupp erhielt den Auftrag mit Nachlöscharbeiten zu beginnen und die Entrauchung zu unterstützen. Der Angriffstruppführer begab sich dazu in das 3. OG um ein geeignetes Fenster zu öffnen, der CD wieder auf den Vorplatz. Der Sicherheitstrupp wurde vom zweiten Löschfahrzeug gestellt.
Während kurz danach durch den CD Einsatzmittel entlassen wurden, meldete der Angriffstruppführer Feuer und starke Rauchentwicklung im 3.OG, allerdings mit starken Nebengeräuschen. Der CD forderte eine Erkundung und Bestätigung durch den Gruppenführer an und ließ durch Maschinist und einem weiteren FA eine C-Leitung aufbauen und rief die entlassenen Kräfte zurück. Es stellte sich heraus, dass unabhängig vom ersten Brandherd ein zweiter im 3. OG vorhanden war, der allerdings schnell bekämpft werden konnte. Die wieder eingetroffenen Kräfte stellten zwei weitere Trupps zur Entrauchung und Kontrolle weiterer Räume.
Bei den Maßnahmen zur Brandbekämpfung verlor der Angriffstruppführer seinen Lungenautomaten, er begab sich in einen rauchfreien Raum und schloss den Lungenautomaten wieder an. Er teilte dem CD diesen Vorfall später mit.
Erkenntnisse
- Aus einer Standardsituation (Feuer gelöscht) entwickelte sich plötzlich eine unklare Lage. Die Meldung "Feuer unter Kontrolle" wurde zu früh abgesetzt, Einsatzmittel zu früh entlassen. Zukünftig sollte dies erst dann durchgeführt werden, wenn die Gefahr komplett abgewehrt/bekämpft ist.
- Der Angriffstruppführer wurde allein zum Öffnen eines Fensters in ein anderes Geschoss geschickt. Dies ist aus Sicht des augenscheinlich gelöschten Brandes nachvollziehbar, aber trotzdem ein Verstoß gegen die FwDV 7 – truppweises Vorgehen und Verbindung durch Schlauch oder Leine. Dieser Einsatz zeigt, dass man grundsätzlich nicht von der FwDV 7 abweichen darf – egal wie banal sich die Lage darstellt.
- Unabhängig von der Ursache für das Abfallen des Lungenautomaten ist festzustellen, dass dies innerhalb kurzer Zeit der zweite Fall ist. Neben einer verstärkten Kontrolle des richtigen Befestigens müssen Kontroll- und Rettungsmittel wie die Atemschutzüberwachung, die Sicherheitstruppausbildung und dessen konsequente Bereitstellung sowie die Anleiterbereitschaft ausgebildet und grundsätzlich angewandt werden – was zur Zeit leider nicht immer der Fall ist.
Eine Nachbesprechung wurde um 22.40 Uhr durchgeführt.
Quelle: Feuerwehr Osnabrück
Anmerkung
Das "selbstständige Lösen" der Verbindung Atemanschluss-Lungenautomat ist keine Seltenheit (siehe Vorfälle), zudem ist die Dunkelziffer sehr hoch. Allzu oft werden diese Vorfälle bagatellisiert und nicht gemeldet! Daher bitten wir nochmals um jede Meldung an Atemschutzunfaelle.eu bzw. an das Referat 8 der vfdb (Unfallanalyse ).