- Ausbildung Holzbrandhaus - berstendes Fass - Keine Verletzten
(jk) Zürich (Schweiz). Am 23. September 2021 fanden an der Höheren Fachschule für Rettungsberufe (HFRB) in Zürich die Modulprüfungen des Berufsfeuerwehrlehrgangs statt. Dabei kam es im Feststoffbrandhaus zu einem Beinaheunfall, als ein Fass barst. Die Fachverantwortlichen haben daraufhin den Fall konsequent aufgearbeitet und neue Massnahmen eingeführt.
Jeweils im September beenden die angehenden Berufsfeuerwehrleute den letzten Schulblock an der HFRB. Experten prüfen dann an zwei Tagen die Auszubildenden und bereiten sie so auf die eidgenössische Berufsprüfung im Folgejahr vor. Einer der Prüfungsposten befindet sich im Realbrandhaus. Ein Szenario, das die Experten seit vielen Jahren als Bühnenbild nutzen, ist der Kellerbrand mit zwei Brandherden. Die Trupps müssen dabei über die Aussentreppe in den ersten Stock und von dort via Innentreppe in das Erdgeschoss vorrücken.
Lauter Knall aus dem Innern
An den Prüfungen im September 2021 meisterten mehrere Trupps diese Situation problemlos. Am späteren Nachmittag machte sich der letzte Trupp zum Einsatz bereit. Zu dritt rückten die Auszubildenden unter Atemschutz wie vorgesehen ins Erdgeschoss vor und fanden dort eine Rettungspuppe im Treppenhaus. Sie verliessen das Brandhaus mit der Puppe und übergaben die «Patientin» dem Einsatzleiter, als plötzlich aus dem Haus ein lauter Knall zu hören war. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich zwei Ausbilder im Gebäude – einer im Treppenhaus, der andere im simulierten Keller vor der Türe zum Brandraum.
Grosse Hitze über längere Zeit führte zum Bersten eines Fasses
Bei der anschliessenden Kontrolle des Brandraums entdeckten die Ausbilder ein geborstenes Fass. Dieses hatte bereits den ganzen Tag über als Requisite gedient, um den Trupps den Zugang zum Brandherd zu erschweren. Keiner der beteiligten Ausbilder konnte sich daran erinnern, dass das Fass vor dem Ereignis eine auffällige Verformung aufwies, die auf einen Druckaufbau im Inneren hingedeutet hätte. Da das Fass auch bereits bei früheren Übungen als Requisite gedient hatte, konnten die Verantwortlichen den ursprünglichen Inhalt nicht mehr eruieren. Da es aber erst nach einer relativ langen Aufheizzeit barst, gehen die Experten davon aus, dass der Inhalt nicht entzündlich war. Sehr wahrscheinlich ist, dass es sich um eine wässrige Lösung handelte, die sich durch die grosse Hitzeeinwirkung über einen längeren Zeitraum soweit ausdehnte, dass das Fass barst.
Lehren aus dem Vorfall
Nach dem Vorfall kontrollierten die Verantwortlichen als Sofortmassnahme sämtliche Requisiten, die hinter dem Brandhaus gelagert werden. Dabei legten sie das Augenmerk insbesondere auf weitere Fässer und stellten sicher, dass in alle Fässer Löcher gebohrt werden, damit kein Druck mehr aufgebaut werden kann.
Änderung im Benutzungsreglement und neuer Requisitenplatz
Weitere Abklärungen ergaben, dass das Benutzungsreglement keine Angaben zum Einsatz von Requisiten im Brandhaus enthält. Die Verantwortlichen stuften dies als Sicherheitsrisiko ein, da auch externe Feuerwehren das Brandhaus mieten können. Zwar ist in solchen Fällen ein Anlagenbetreuer von Schutz & Rettung Zürich (SRZ) vor Ort, dieser ist jedoch nur für das Beladen der Brandstellen zuständig. Somit findet keine Kontrolle über den Einsatz von Requisiten statt. An dieser Stelle setzen die Massnahmen an. Das revidierte Benutzungsreglement untersagt das Einsetzen von mitgebrachten Bühnenmaterialien. Gleichzeitig hat die zuständige Abteilung der Logistik einen klar definierten Platz mit einem Hinweisschild für die Brandhausrequisiten erstellt. Alle Brandhausbenutzer dürfen die dort gelagerten Gegenstände nach Belieben einsetzen.
CIRS – bewährte Erfassung von Unfällen und Beinaheunfällen
Dieser Beinaheunfall passierte zufälligerweise genau zu dem Zeitpunkt, als SRZ die systematische Erfassung von Unfällen im Zusammenhang mit Atemschutz einführte. Das dabei eingesetzte Critical Incident Reporting System (CIRS) bewährte sich in diesem Fall, da es eine zentrale Datensammlung mit hohem Datenschutzstandard ermöglicht. Ausserdem konnten die Verantwortlichen die erkannten Verbesserungsmassnahmen zentral erfassen, zuweisen und überwachen.