- Wohnungsbrand - Rauchdurchzündung - Selbstrettung durch Sprung - zwei verletzte FA

Berlin. Bei Eintreffen wurde ein Vollbrand in einer Wohnung im 1.OG eines 5-geschossigen Wohngebäudes festgestellt. Während die Bewohner in Sicherheit gebracht wurden, breitete sich der Brand schlagartig von der Wohnung in den Treppenraum aus. Dabei wurden die beiden Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr vom Feuer eingeschlossen, so dass sie sich nur durch einen Sprung aus dem 4.OG in ein Sprungpolster retten konnten. Dabei erlitt einer der Kameraden Frakturen an Becken und Lendenwirbeln, sowie Verbrennungen an ca. 10 % der Hautoberfläche. Der andere Betroffene erlitt an ca. 30 % der Hautoberfläche Verbrennungen unterschiedlicher Stärke und Tiefe. Beide wurden noch vor Ort von Notärzten versorgt und anschließend in Krankenhäuser gebracht. Gegenwärtig werden beide im Brandverletztenzentrum des UKB Marzahn behandelt. Ihr Zustand ist nach Auskunft des UKB stabil. Sie sind ansprechbar. Der Heilungsprozess wird jedoch aufwändig und langwierig sein.

Im Verlauf des Einsatzes wurden fünf Bewohner über Drehleitern gerettet. Die Brandbekämpfung erfolgte unter Einsatz von 20 Behältergeräten mit 4 C-Rohren. Ein Ausbreiten des Brandes auf das gesamte Gebäude konnte verhindert werden.

Presseartikel der Berliner Feuerwehr

Quelle: Berliner Feuerwehr - Stab 31 (Öffentlichkeitsarbeit)

Die Medienberichte der Berliner Morgenpost finden Sie unter http://morgenpost.berlin1.de/archiv2004/040404/berlin/story670258.html

Konsequenzen

Stand: 11. Februar 2006

(dk) Aufgrund der Ereignisse des Einsatzes Tiergarten/Beusselstraße wurde der Grundsatzbereich Brandbekämpfung und Technische Hilfeleistung (GS BT) der Berliner Feuerwehr beauftragt die damals gegenwärtig gültigen Einsatztaktiken der Berliner Feuerwehr auf Schwachstellen zu überprüfen und mit denen anderer ausgewählter Berufsfeuerwehren zu vergleichen. Hierzu sind neben den gültigen Geschäftsanweisungen auch die Ausbildungskonzepte der Serviceeinheit Aus- und Fortbildung (SE AF) analysiert worden.

Als Schwachstellen sind folgende Punkte in diesem Einsatz erkannt und durch die beschriebenen Maßnahmen ausgeräumt worden.

  1. Keine konsequente Einhaltung des Staffelprinzips gemäß der Geschäftsanweisung "Zusammenarbeit und Führung von taktischen Einheiten bei der Berliner Feuerwehr". Hierzu wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Standard-Einsatz-Regeln (SER) für die Berliner Feuerwehr erarbeitet, um diese dann nach erfolgtem Probebetrieb als Geschäftsanweisungen (Sommer 2006) einzuführen. Derzeitig sind 23 SER im Probebetrieb, die durch umfangreiche Schulungen allen Mitarbeitern erläutert wurden. Bei den SER der Brandbekämpfung sei hier besonders zu erwähnen, dass darin eine Brandbekämpfung grundsätzlich parallel zu einer evtl. Menschenrettung eingeleitet wird und nicht mehr anschließend. Ziel dieser taktischen Maßnahme ist es, den Gefahrenschwerpunkt auf das vorgefundene Ausmaß zu begrenzen, sodass eine evtl. Menschenrettung geordnet ablaufen kann und nicht eskaliert.
  2. Alle Einsatzkräfte sind über die richtige taktische Vorgehensweise beim Einsatz mit Drucklüftern anhand einer Ausbildungsunterlage über Drucklüfter zu schulen. Dabei sollten auch Erläuterungen zur richtigen taktischen Vorgehensweise bei Menschenrettung und Brandbekämpfung erfolgen. Mit der Überdruckbelüftung wird erst dann begonnen, wenn der Brandherd genau lokalisiert ist, die Brandbekämpfung eingeleitet und eine geeignete Abluftöffnung sowie eine komplette Überwachung des überdruckbelüfteten Raumes besteht. Dieses wurde im Rahmen von Fortbildungen, an denen jeder Mitarbeiter der Berliner Feuerwehr einmal jährlich teilnehmen muss, umgesetzt.
  3. Strikte Einhaltung der FwDV 7, die im Oktober 2004 als Geschäftsanweisung einschließlich Berliner Besonderheiten eingeführt wurde. Hierzu gehört u.a. ein dreitägiges Atemschutznotfalltraining für alle Atemschutzträger unter Anleitung speziell dafür ausgebildeter Atemschutznotfalltrainer, sowie eine jährlich zu wiederholende Atemschutznotfallübung zusätzlich zu der Belastungsübung in der Atemschutzstrecke. Führungskräfte bekommen eine auf sie zugeschnittene Fortbildung, in der die Einsatzführung bei einem Einsatz mit Atemschutznotfall besonders geschult wird. Außerdem wurden alle Drehleitern der Berliner Feuerwehr mit einem Atemschutznotfallset ausgerüstet, sodass bei dem Einsatzstichwort "Feuer" gewährleistet ist, dass der geforderte Sicherheitstrupp immer über die nötigen Geräte verfügt, die bei einem plötzlich auftretenden Atemschutznotfall erforderlich sind.
  4. Erstellung von Ausbildungsunterlagen für die Mappe Ausbildung zu den Themen Einsatztaktik bei der Menschenrettung und Brandbekämpfung, die für alle Mitarbeiter jederzeit im Bürokommunikationsnetz schriftlich nachlesbar sind.
  5. Ergänzung des Handbuchs Einsatzdienst, um die aktualisierte Ausbildungsunterlage über Drucklüfter.
  6. Überarbeitung der Geschäftsanweisung "Fernmeldebetriebsdienst der Berliner Feuerwehr", um Probleme an Einsatzstellen mit regem Funkverkehr speziell im 2m-Band abzustellen.

Quelle: Christian Ramm, Berliner Feuerwehr
Grundsatz und Steuerung
Bereich Brandbekämpfung/ techn. Hilfeleistung
GS BT 11