Hinweis: in der Statistik sind auch Unfälle enthalten die bisher nicht veröffentlicht wurden. Daher kann es vorkommen, dass die Gesamtzahl der betroffenen FA die Summe der in den Berichten erwähnten übersteigt.
(tk) Braunschweig (Niedersachsen). Kurz nach 23 Uhr erreichten die Integrierte Regionalleitstelle Braunschweig/Peine/Wolfenbüttel der Berufsfeuerwehr Braunschweig mehrere Notrufe, dass ein Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus ausgebrochen sei. Einige Anrufer berichteten, dass sich ein Rollstuhlfahrer in der Wohnung befindet und am Fenster um Hilfe ruft. Mit dem Einsatzstichwort „B2Y Feuer mit Menschenleben in Gefahr“ wurden umgehend von der Berufsfeuerwehr der Löschzug der Südwache und der B-Dienst der Hauptwache sowie zwei Ortsfeuerwehren, zwei Rettungswagen und ein Notarzt alarmiert. Kurz nach Eintreffen der ersten Kräfte bestätigte sich das Meldebild und es wurde durch den B-Dienst die Stichworterhöhung auf B3Y veranlasst. Daraufhin wurden der Löschzug und AB-ASTRA der Hauptwache, eine weitere Ortsfeuerwehr sowie zwei zusätzliche Rettungswagen alarmiert.
Im Erstangriff wurden zwei Atemschutzstrupps und die Drehleiter zur Menschenrettung eingesetzt. Beim Vorgehen einer dieser beiden Trupps kam es möglicherweise durch Glasscherben zu einem Schlauchschaden, woraufhin die Einsatzkleidung eines Atemschutzgeräteträgers nass wurde. Infolge der starken Hitzeentwicklung schlug der Wasserdampf durch die Kleidung. Hierbei zog sich ein Kollege Verbrühungen am Gesäß zu. Der andere Kollege erlitt eine Schnittwunde am Bein. Beide konnten selber die Einsatzstelle verlassen und wurden sofort durch den bereitstehenden Rettungsdienst versorgt. Der Kollege mit der Schnittwunde wurde ambulant an der Einsatzstelle behandelt, der andere Kollege wurde ins Krankenhaus verbracht.
Bei dem zweiten Angriffstrupp kam es, infolge der starken Hitzeeinwirkung in der Brandwohnung, zur Beschädigung der Ausrüstung. Ein am Atemschutzgerät befestigter Leinenbeutel schmolz infolge der Hitzeeinwirkung. Die Schutzkleidung blieb dagegen unversehrt. Die Beschädigung des Leinenbeutels bekam der Trupp auch nicht unmittelbar mit. Infolge dieser Beschädigung wurde durch die Fachbereichsleitung verfügt, dass diese Leinenbeutel ab sofort nicht mehr im Innenangriff genutzt werden dürfen.
Dieses Einsatzereignis wird in der nächsten Zeit durch die Feuerwehr Braunschweig aufgearbeitet. Dank an die Feuerwehr Braunschweig zur Bereitstellung der Informationen zu diesem Einsatz.
(bl) Barsinghausen (Niedersachsen). Um 22:33 Uhr wurde die Ortsfeuerwehr Barsinghausen zu einer Rauchentwicklung in einer Wohnung im 2. Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses gerufen. Schon auf der Anfahrt zum Feuerwehrhaus erkannten Feuerwehrangehörige starken Feuerschein und ließen die Alarmstufe von b1 Kleinbrand auf b2 Mittelbrand erhöhen. Am Einsatzort angekommen ergab sich folgende Lage: Eine Zwei-Zimmerwohnung stand in Vollbrand, Flammen schlugen aus den Fenstern auf den Balkon und waren weithin über das Flachdach sichtbar. Eine benachbarte Wohnung im 2. Obergeschoss war sehr stark verraucht.
Die Feuerwehr setzte sofort zwei Trupps zur Innenbrandbekämpfung mit zwei C-Rohren ein, zeitgleich wurde die Drehleiter auf der Gebäude-Südseite in Stellung gebracht, um mit einem weiteren C-Rohr den Balkon abzulöschen und die Dachfläche vor einem Durchbrennen zu sichern.
Ein Feuerwehrangehöriger fühlte sich im Innenangriff plötzlich unwohl (Schwindel sowie leichte Übelkeit) und wurde von seinem Trupp nach draußen gebracht. Die sehr hohen Temperaturen in der Brandwohnung und die zu geringe Flüssigkeitsaufnahme vor dem Atemschutzeinsatz führten zu einer Dehydration. Nach der Aufnahme von Mineralwasser verbesserte sich der Zustand erkennbar. Es erfolgte eine Betreuung durch qualifiziertes Personal (Notfallsanitäter) der Feuerwehr sowie des Rettungsdienstes. Nach einer Anamnese durch einen Notarzt konnte der Feuerwehrangehörige nach Hause gebracht werden. Die Körpertemperatur lag bei einer Messung im Rettungswagen bei 38°C, zur Dehydration wurde eine Hitzeerschöpfung diagnostiziert.
Der 22-jährige Verunfallte war Truppmitglied eines 3-Mann Trupps im zweiten eingesetzten Angriffstrupp (1x 46 Jahre, AGT seit 28 Jahren, ausgebildeter ZF; 1x 26 Jahre, AGT seit 8 Jahren, ausgebildeter GF; 1x 22 Jahre, AGT seit 3 Jahren, ausgebildeter TF). Beim Auftreten der Symptome meldete der Verunfallte sich bei seinem Trupp und wurde zuerst aus der Brandwohnung ins belüftete Treppenhaus geführt und auf die Treppe gesetzt. Danach erfolgte eine Meldung beim Gruppenführer und der Atemschutzüberwachung, ein Mayday wurde nicht abgesetzt. Vor das Gebäude geführt, wurde dem Verunfallten das PA-Gerät und der Atemanschluss abgenommen und die Jacke ausgezogen. Ein Sicherheitstrupp stand während des Einsatzes ständig vor dem Objektzugang, mit einer Sicherheitstrupptasche und erweitertem Notfallmaterial, einsatzbereit auf Abruf.
PSA: Überbekleidung S-Gard Typ Advance Progress.
Konsequenzen:
Der Vorfall zeigt die Wichtigkeit einer qualifizierten Aus- und Weiterbildung auf. Kurzfristige Konsequenzen: Ausweitung der Atemschutzausbildung, Durchführung von weiteren Belastungsübungen sowie Notfalltrainings. Mittelfristige bis Langfristige Konsequenzen: Nach der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger -> Durchführung von Wärmegewöhnungsübungen sowie Einführung von reellen Taktiktrainings mind. alle 5 Jahre.
(bl) Sankt Augustin (NRW). Um 11:18 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin zu einem Gebäudebrand in einem Motorradgeschäft in der Hauptstraße in Sankt Augustin-Niederpleis alarmiert. In der Erstphase des Einsatzes kam es zu einem schweren Atemschutzunfall mit Todesfolge. Eine Feuerwehrfrau und ein Feuerwehrmann starben im Innenangriff.
Der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin und Einsatzleiter, Herbert Maur, sagte: „Gestern hat sich der tragischste Unfall in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin ereignet. Wir haben zwei freiwillige Feuerwehrleute verloren, während sie eintraten, um anderen zu helfen. Mit unserer langjährigen Einsatzerfahrung wissen wir um das Risiko, das bei solchen verheerenden Bränden herrscht. Und trotzdem ist gestern etwas Unfassbares passiert, etwas, das unsere Realität auf den Kopf stellt. Die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin ist tief erschüttert, ich bin tief erschüttert. Meine Gedanken sind bei den Hinterbliebenen der verunglückten Kameradin und des verunglückten Kameraden. Ich wünsche ihnen viel Kraft in diesen schweren Zeiten der Trauer. Auch der betroffenen Einheit Niederpleis drücke ich mein tiefstes Mitgefühl aus. Wir werden die verunglückte Kameradin und den verunglückten Kameraden nie vergessen! Mein aufrichtiger Dank gilt den zahlreichen Einsatzkräften, die uns bei diesem tragischen, belastenden Einsatz zur Hilfe geeilt sind und ohne zu zögern schwierige Aufgaben wahrgenommen haben. Von allen Seiten erhalten wir Anteilnahme und Unterstützungsangebote, dafür sind wir sehr dankbar.”
Kreisbrandmeister Stefan Gandelau während der Pressekonferenz: „Es ist mit Sicherheit einer der schwärzesten Tage für die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis, den wir je erleben müssen, es hat uns alle tief betroffen gemacht. Wir hatten zur Unterstützung Alarmgruppen und Hilfsorganisationen aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis zusammengezogen. Aufgrund der Hitze wurden einige Feuerwehrleute vorsichtshalber zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht. Alle sind in der Nacht noch entlassen worden, den Feuerwehrleuten geht es körperlich so weit gut. Was das seelische Befinden betrifft, können wir momentan noch keine Aussage treffen. Die Unterstützung in der Nacht durch das Technische Hilfswerk und durch alle anderen Feuerwehren war unbeschreiblich und hat uns sehr geholfen. Die Berufsfeuerwehr Bonn hat nachts die beiden vermissten Personen gesucht und geborgen, so konnten wir das Geschehene, wie eben erwähnt, zu einem würdigen Abschluss bringen.“
Die Stadt Sankt Augustin hat bei der Steyler Bank ein Spendenkonto für die „Hinterbliebenen der im Einsatz am 18.06.2023 tödlich verunglückten Feuerwehrleute“ (diese Formulierung kann auch als Verwendungszweck genutzt werden) eingerichtet. Die IBAN lautet: DE 96 3862 1500 0010 0119 49 (Kontoinhaberin: Stadt Sankt Augustin). Spendenquittungen können leider nicht ausgestellt werden.
Die Einheit Niederpleis gedenkt den beiden Feuerwehrangehörigen Magda und Michael und bedankt sich für die Anteilnahme.
Das Team Atemschutzunfaelle.eu ist, wie die gesamte Feuerwehrfamilie, schwer bestürzt und ringt nach Fassung. Wir sind in Gedanken bei den Familien, Freunden, den Verletzten und allen Einsatzkräften.
Unsere Redakteure vefolgen selbstverständlich die Berichterstattungen und werden den Bericht zu gegebener Zeit aktualisieren.
Pressekonferenz vom 31. August 2023:
Sankt Augustin (NRW). Die Brandermittler der Polizei haben nun die Untersuchungen zur Brandursache abgeschlossen. Eine vorsätzliche Brandstiftung oder eine fahrlässige Handlung kann ausgeschlossen werden. Aufgrund des viele Stunden andauernden Brandes ließ sich aber auch nach Hinzuziehung externer Gutachter keine exakte Ursache ermitteln. „Es kommt bei Brandermittlungen nach Großbränden in wenigen Fällen vor, dass keine abschließende Ursache gefunden werden kann“, so Brandermittler Michael Trübert, der bereits am 18. Juni seine Ermittlungen vor Ort aufgenommen hatte. Das Feuer ist von innen heraus, vermutlich im hinteren, rechten Teil der Halle entstanden. Möglich wäre ein Zusammenhang mit Elektrizität. „Letztlich müssen wir von einem tragischen Unglück ausgehen.“
Zudem, so berichtete Trübert auf Nachfrage, wurden in dem ausgebrannten Geschäft zwei Waffenschränke gefunden, weswegen wegen unerlaubten Waffenbesitzes ermittelt wird. Die Waffen stehen allerdings in keinerlei Zusammenhang mit der Brandursache oder dem Tod der beiden Feuerwehrleute.
Die Unfallkasse Nordrhein-Westfalen hat im Rahmen der Unfallermittlungen den Sachverhalt, vor allem auch die Ausrüstung und die Einsatzmittel, umfassend geprüft. Dennis Kuhn als zuständige Aufsichtsperson für die Feuerwehren im Regierungsbezirk Köln berichtete, dass alle angeforderten Unterlagen sehr zügig und transparent bereitgestellt wurden. „Ich habe hier keine Versäumnisse festgestellt“, erklärte Kuhn. Die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin verfügt über einen guten Ausbildungsstand, eine geeignete und regelmäßig überprüfte technische Ausrüstung sowie funktionierende organisatorische Strukturen. Dies sei in Sankt Augustin als positiv hervorzuheben, so Kuhn. Der Einsatz wird aber, wie bei jedem Unfallgeschehen, weiter aufgearbeitet, um mögliche Erkenntnis für Feuerwehren auf der ganzen Welt zu gewinnen.
„Der Großeinsatz hat der Feuerwehr menschlich und emotional viel abverlangt“, berichtet Herbert Maur, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin. „Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass jeder Einsatz eine Gefahr birgt. Es war zu Beginn ein absoluter Standardeinsatz. Als das erste Löschfahrzeug an der Einsatzstelle ankam, war eine geringe Rauchentwicklung zu erkennen. Es ist Standard, dass sich dann ein Trupp ausrüstet und das Gebäude betritt, um den Brandherd zu suchen oder auch Menschen zu retten. Alle Beteiligten sind nach den Feuerwehrdienstvorschriften standardmäßig vorgegangen und haben das Erlernte angewendet.“
Seit dem 18. Juni hat es bereits wieder fast 150 Einsätze im Stadtgebiet gegeben. Davon auch zwei Einsätze, bei denen wieder Feuerwehrleute unter Atemschutz in Gebäude gegangen sind. „Natürlich haben die Feuerwehrleute die schrecklichen Erinnerungen noch im Kopf, aber sie sind trotzdem bereit, auch weiter ihr Ehrenamt zum Wohle aller Menschen auszuüben. Dafür möchte ich allen Kameradinnen und Kameraden herzlich danken!“, so Maur abschließend. Bei dem Einsatz wurde viel feuerwehrtechnisches Gerät wie Brandschutzkleidung, Atemschutzgeräte und ein Löschfahrzeug der Einheit Niederpleis zerstört. „Ich habe den Feuerwehrleuten mein Wort gegeben, dass das zerstörte Material und das Fahrzeug ersetzt werden. Alles ist entweder bereits geliefert oder aber bestellt und im Zulauf“, so Bürgermeister Dr. Max Leitterstorf. Die Kosten für das Material belaufen sich auf 265.000 Euro. Hinzu kommt das Feuerwehrfahrzeug für rund 450.000 Euro abzüglich Versicherungszahlungen und Restwert. „Für das Material und das Fahrzeug habe ich jeweils zusammen mit einem Ratsmitglied Dringlichkeitsentscheidungen unterzeichnet.“
Bereits wenige Stunden nach den schrecklichen Ereignissen haben die Stadt Anfragen zu einer Spendenmöglichkeit erreicht. Die Stadt hat dann am 19. Juni ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen der beiden verstorbenen Feuerwehrleute eingerichtet. „Ich danke sehr herzlich für die große Spendenbereitschaft. Auf dem Konto ist bereits ein mittlerer sechsstelliger Betrag und das Konto wird voraussichtlich bis Jahresende weiter bestehen. Kein Geld der Welt wird die beiden Verstorbenen wieder lebendig machen. Aber Geld kann sicherstellen, dass zur unvorstellbaren Trauer nicht noch weitere Sorgen hinzukommen.“ Zusätzlich erhalten die Hinterbliebenen finanzielle Leistungen über die Unfallkasse NRW sowie über die von der Stadt Sankt Augustin zusätzlich abgeschlossenen Versicherungen.
Der einsturzgefährdete Giebel des Brandobjekts wurde in Abstimmung mit der Polizei in Richtung der Straße abgebrochen. Der Bauschutt wurde zunächst von der Polizei sichergestellt und auf dem städtischen Bauhof in Containern gelagert. Nach der inzwischen erfolgten Freigabe kann der Schutt nun entsorgt werden. Im Zuge der Gefahrenabwehr wurden auch die angrenzenden Gebäude untersucht. Die evakuierten Wohnungen im rechten Haus wurden danach, zum Teil mit Auflagen, wieder freigegeben, wobei auch verschiedene Renovierungsarbeiten erforderlich wurden. Das Haus links bildete zusammen mit dem abgebrannten Gebäude das Denkmal mit dem Titel „Gasthaus und Saalbau“. Der Denkmalteil „Saalbau“, also der Motorradladen, wurde inzwischen aus dem Denkmalumfang gelöscht. Es wurde bei der Stadtverwaltung ein Bauantrag für eine Leichtbauhalle an der Brandstelle eingereicht. Die Leichtbauhalle soll für den Motorradladen als Übergangslösung für die nächsten zwei Jahre errichtet werden. Bei der Leichtbauhalle ist ein sogenanntes vereinfachtes Genehmigungsverfahren durchzuführen. Hinsichtlich einer dauerhaften Bebauung fanden erste Vorgespräche mit der Bauaufsicht statt.
„Der 18. Juni 2023 war der dunkelste Tag in der Geschichte unserer Freiwilligen Feuerwehr. Die schrecklichen Ereignisse waren eine Krise für Sankt Augustin. Ich danke allen, die in dieser Krise zusammengestanden haben. Trotz der emotionalen Belastung haben alle Beteiligten in Stadtverwaltung, Feuerwehr und den unterschiedlichen Einsatzkräften ihren Dienst erfüllt. Die enorme Anteilnahme aus ganz Deutschland hat uns durch diese schwere Zeit hindurch geholfen“, so der Bürgermeister abschließend. „In den letzten Wochen haben wir auch sehr deutlich die Wertschätzung und den Respekt gegenüber Ehrenamt und Einsatzkräften gespürt. Es ist meine Hoffnung und meine Bitte, dass wir diese Wertschätzung und diesen Respekt auch außerhalb konkreter Krisen den Einsatzkräften entgegen bringen – diese Wertschätzung und dieser Respekt müssen für uns alle zur Selbstverständlichkeit werden!“
(ih) Herten (NRW). Am Sonntag, den 20.08.2023 wurde die Berufsfeuerwehr Herten um 12:47 zur Straße „Im Dahl“ mit dem Stichwort „Kleingebäudebrand unbewohnt“ alarmiert. Auf der Anfahrt wurde seitens der Leitstelle mitgeteilt, dass bereits mehrere Notrufe eingegangen sind. Aufgrund dessen und der schon auf der Anfahrt erkennbaren Rauchentwicklung wurde das Stichwort durch den Zugführer BF auf der Anfahrt auf „Feuer 2“ hochgestuft. Nach kurzer Zeit wurde eine weitere Stichworterhöhung auf „Feuer 3“ veranlasst, sodass zusätzlich zu den Kräften der Berufsfeuerwehr zwei Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr in den Einsatz kamen.
Bei Eintreffen an der Einsatzstelle brannten im Garten des betroffenen Gebäudes mehrere beieinander stehende Gartenlauben. Da keiner der Anwohnenden anwesend war, musste sich der Angriffstrupp gewaltsam Zugang zum Grundstück verschaffen. Während der Löschangriff aufgebaut wurde, waren mehrere Explosionen zu vernehmen. Der AT wurde daraufhin angewiesen, die Riegelstellung zum Wohnhaus aus bestmöglicher Deckung aufrechtzuerhalten. Beim Nachführen der Angriffsleitung kam es zu einem weiteren Druckgefäßzerknall. Hierbei wurde der Truppführer des Wassertrupps durch ein umherfliegendes Metallteil (ca. 20x10cm groß) im Bereich der Hüfte getroffen. Der Einschlag war so massiv, dass der Kollege stürzte und sofort starke Schmerzen im Bereich der Hüfte beklagte. Er wurde direkt durch anwesende Feuerwehrangehörige medizinisch betreut und nach Eintreffen des RTW dessen Besatzung zur weiteren Behandlung übergeben. Es war ein großflächiges Hämatom im Bereich der Hüfte zu erkennen, welches bereits nach wenigen Minuten die Größe eines Esstellers hatte. Daraufhin wurde der Patient in ein Krankenhaus transportiert, wo er abschließend für drei Tage stationär verblieb. Das Hämatom breitete sich noch weiter aus. Es handelte sich nach eingehender Untersuchung nur um eine oberflächliche Verletzung. Eine Beteiligung des Beckens bzw. innerer Organe wurde diagnostisch ausgeschlossen.
Durch das Metallstück wurde die Einsatzjacke durchschlagen. Selbst das Innenfutter weist einen Schaden auf. Der Einschlag erfolgte im Bereich der Überdeckung von Einsatzjacke/Einsatzhose. Die Einsatzhose blieb unbeschädigt.
Der Brand wurde im weiteren Verlauf mit 4 C- und 1 B-Rohr gelöscht, anschließend wurde der Brandschutt mit einem Schwerschaumteppich abgedeckt. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit des verletzten Kameraden lässt sich derzeit nicht abschätzen und wird voraussichtlich mehrere Wochen betragen.
(reb) Sarstedt (Niedersachsen). Bei einem Kellerbrand wurden mehrere Trupps unter Atemschutz in das Einfamilienhaus entsendet. Der erste Trupp wurde mit dem Auftrag Brandbekämpfung über die Hauseingangstür eingesetzt, konnte aber den Zugang zum Keller wegen zu geringer Sicht nicht finden. Der zweite Trupp wurde über eine Terassentür direkt in den Keller zur Brandbekämpfung geschickt.
Bei den Löschmaßnahmen wurde der Truppmann des zweiten Trupps kurzzeitig bewusstlos. Leider kann im Nachgang nicht genau die Ursache ermittelt werden. Als eine mögliche Ursache könnte ein herunterhängendes Kabel, das Hausanschlusskabel (von der Straße kommend zum Hauptsicherungskasten), entweder durch Wasserabgabe oder durch hängenbleiben mit dem Atemschutzgerät, zu einem Stromschlag geführt haben. Das herunterhängende Kabel wurde zwar mit der WBK gesehen, konnte aber aufgrund der 2D-Sicht nicht genau lokalisiert werden.
Der Truppführer zog sein Truppmitglied an der Jacke aus dem Brandraum. Währenddessen kam der Verletzte wieder zu sich. Der Trupp verließ eigenständig den Keller. Ein Mayday wurde nicht ausgelöst, der Sicherheitstrupp kam daher nicht zum Einsatz. Ein weiterer Trupp übernahm Lüftungs- und Nachlöscharbeiten. Die leichtverletzte Einsatzkraft wurde dem Rettungsdienst übergeben und ambulant in einer Notaufnahme behandelt.
Eine weitere Feuerwehreinsatzkraft verletzte sich bei der gewaltsamen Türöffnung leicht am Daumen.
Bei den ersten beiden Trupps handelte es sich um noch nicht sehr erfahrene Atemschutzgeräteträger. Für einige war dies der erste Brandeinsatz unter PA.
Auf Grund dieses Vorfalls und der anschließenden Analyse sollen nun folgende Punkte umgesetzt werden:
Nachgespräche auf unterschiedlichen Ebenen zur Aufarbeitung des Erlebten
Überarbeitung der Ausbildungskonzepte
Forderung von Heißausbildung zur besseren Ausbildung der Atemschutzgeräteträger
nach Möglichkeit Einsatz von gemischten Trupps, d.h. mindestens ein erfahrener AGT
(tk/bl) Hamburg. Um 06.54 Uhr wurde die Feuerwehr Hamburg in den Stadtteil Winterhude zu einem Feuer auf einem Balkon alarmiert. Der Anrufer, ein Hausbewohner auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat gemeldet, dass der Balkon in voller Ausdehnung brennt und die Flammen auf das Geschoss darüber überzuschlagen drohen. Die ersteintreffenden Einsatzkräfte der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr nahmen nach Ankunft sowie erster Erkundung eine Brandbekämpfung durch zwei Trupps unter schwerem Atemschutz mit zwei Rohren vor.
Ein Trupp nahm die Brandbekämpfung über den Treppenraum vor, ein Trupp mit einer tragbaren Leiter über den Balkon.
In der betroffenen Wohnung im ersten Obergeschoss waren keine Personen anwesend, sie beinhaltete jedoch eine sehr hohe Brandlast und es kam durch das Feuer, welches in der Wohnung brannte, zu einer sehr starken und undurchsichtigen Verrauchung sowie sehr großer Hitze.
Die zu einer Menschenrettung sowie Brandbekämpfung eingesetzten und mit schwerem Atemschutzgerät ausgestatteten Trupps, wurden über den gesamten Einsatz unter Atemschutz durch eine Überwachung von den Einsatzkräften außerhalb des betroffenen Gebäudes standardmäßig über ein Funkgerät abgefragt und betreut.
Aufgrund des massiven Brandgeschehens und der vollständigen Verrauchung in Folge der außergewöhnlich hohen Brandlast, wurde dem Angriffstrupp der Rückzugsweg versperrt und es ereignete sich ein sogenannter Atemschutznotfall.
Dies hatte eine sofortige Suche und Rettung des betroffenen Trupps durch die am Einsatzort befindlichen Einsatzkräfte zur Folge sowie eine Alarmstufenerhöhung.
Beide vermissten Feuerwehrmänner, 55 und 36 Jahre alt, konnten schnell gefunden und gerettet werden. Die Rettungsdienstkräfte mit Notarzt nahmen eine medizinische Erstversorgung vor. Die Feuerwehrmänner, davon einer mit Verbrennungen zweiten Grades sowie einer Rauchgasintoxikation, wurden in Krankenhäuser befördert.
Bei der dramatischen Rettung des Angriffstrupps mussten auch drei Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr rettungsdienstlich gesichtet werden, da sie giftigen Rauchgasen ausgesetzt waren.
Im Verlauf des Einsatzes führten die Einsatzkräfte 10 Personen aus dem betroffenen Gebäude und brachten diese nach rettungsdienstlicher Sichtung in das nahegelegene Gemeindehaus.
Allen betroffenen Einsatzkräften wurde eine psychosoziale Einsatznachsorge angeboten, die mit rund 40 Einsatzkräften im Anschluss durchgeführt worden. Durch das strukturierte Zusammenwirken aller beteiligten Einsatzkräfte konnte eine Schadensausweitung begrenzt werden.
Die Feuerwehr Hamburg war in der Spitze mit 124 Einsatzkräften vor Ort. Die Ermittlung zur Brandursache wurde bereits durch das LKA übernommen.